Ein Breitbandnetz der Gemeinde? Ist das nicht die Aufgabe der Telekom?
Nein, ist es nicht. Sie hat den Netzbau nur in der Praxis seit Anbeginn des Telefonzeitalters stets gemacht und damit auch sehr viel Geld verdient. Jetzt aber steht ein Technologieumbruch ins Haus, den die herkömmlichen privaten Telefon- und Kabelnetzbetreiber nicht – zumindest nicht in der gebotenen Zeit – stemmen können: Die Umstellung auf die Glasfaser bis ins Haus. Das verschafft den Gemeinden die Chance, dieses historische Versäumnis zu korrigieren.
Die Errichtung eines Lichtwellenleiternetzes ist einerseits teuer und aufwändig, andererseits bringen die alten längst abgeschriebenen Kupferleitungen noch immer schöne Umsätze. Die großen Netzinhaber (ob aus dem Telefon- oder aus dem Kabelfernsehbereich) haben daher kein besonderes Interesse, den Breitbandausbau voranzutreiben. In der Praxis werden sie vor allem dort aktiv, wo Konkurrenz droht, oder dort, wo die Gemeinde mangels besseren Wissens bereit ist, den FTTC-Ausbau mit ein paar zusätzlichen ARUs (österreichisch für die Kabelverzweiger der A1, in Deutschland DSLAM) zu subventionieren.
FTTC steht für Fiber to the Curb, also Glasfaser bis zum Verteilerkasten. Danach geht es aber wie bisher mit Kupfer weiter zu den Endkunden und bedeutet weiterhin asymmetrische und limitierte Bandbreiten. Leider fördert die EU diese Vorgangsweise (ob durch mangelnden Mut oder erfolgreichen Lobbyismus sei dahingestellt) und begibt sich damit der Chance, Europa mutig in die erste Liga der globalen Kommunikation zu hieven.
Ein weiterer Ausbau der alten Infrastruktur bedeutet für die Gemeinde erkleckliche Kosten, ohne jemals in den Besitz des Netzes zu kommen, und weiterhin unterversorgte Ortsteile, in denen sich die Investition trotz Subvention nicht rechnet. Letztendlich handelt es sich dabei nur um eine Übergangstechnologie, die in ein paar Jahren neuerlich nach öffentlichem Geld rufen wird. Der gravierendste Nachteil ist jedoch, dass dadurch ein nach eingehender Auseinandersetzung mit der Materie doch noch ins Auge gefasstes kommunales FTTH-Glasfaserprojekt tendenziell unwirtschaftlicher wird, weil durch den sinkenden Leidensdruck infolge etwas höherer Bandbreiten durch FFTC die Wechselbereitschaft der Kunden auf das teurere aber nachhaltige Breitbandnetz der Gemeinde sinkt.
Aber warum soll nun die Gemeinde das Netz bauen? Ganz einfach aus folgenden Gründen:
- Das Glasfasernetz bis in die Haushalte und Unternehmen (FTTH, FTTO – Fiber to the home/office) ist die einzige Technologie mit quasi unlimitierten Kapazitäten, die auf lange Sicht den Bandbreitenhunger der modernen Gesellschaft mit symmetrischen Down- und Uploadraten befriedigen kann.
- Alle Gemeindeteile können gleichermaßen versorgt werden, weil wirtschaftlich „schlechtere“ Ortsteile (lange Leitungen, wenige Kunden) durch die „besseren“ mitgetragen werden. Die Unternehmen bauen aus nachvollziehbaren Gründen nur dort aus, wo es sich für sie rechnet.
- Jedes passive Glasfasernetz ist irgendwann abbezahlt, bringt aber in der Regel lange darüber hinaus Erträge, die die Gemeinde gut gebrauchen kann. Und das wertvolle Asset bleibt der Gemeinde erhalten, weil sich das Netz kaum abnutzt und nur sehr geringe Folgekosten verursacht.
Gemeinden oder öffentliche Betriebe haben seit vielen Jahrzehnten Infrastrukturen der Daseinsfürsorge in Eigenregie gebaut und betrieben. Niemand würde ernsthaft fordern, dass Gemeindestraßen, Trinkwasser- oder Abwassernetze in private Hand gehören. Warum sollte das dann für die wichtigste Infrastruktur der Zukunft gelten, die für die Qualität des Lebens- und Arbeitsraums in einer Gemeinde mehr und mehr existenziell ist?
Liebe Bürgermeister, packt die Sache JETZT an und schafft euch euer kommunales Breitbandnetz. Die CommunalConnect-Partner wissen wie es geht und helfen euch gern dabei, zum Beispiel mit einer unverbindlichen und kostenlosen Erstberatung. Nachfolgende Generationen werden euch dafür dankbar sein.
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